Lindbergmühle. 48 alte und neue Bulldogs, Unimogs und MB Trucks standen in Reih und Glied auf dem Vereinsgelände am Rande von Lindbergmühle. Die Fahrerinnen und Fahrer trotzten dem regnerischen Wetter, um ihre Zugmaschinen von Kaplan Marco Stangl segnen zu lassen. Die Bulldog-Segnung, die alle zwei Jahre stattfindet, wurde vom Bauernvereins-Vorsitzenden Josef Rankl und seinem Stellvertreter Alois Däuschinger perfekt organisiert.
Eine große Zuschauermenge bestaunte die neuen, großen Traktoren der Marken Fendt (360 PS), Valtra (260 PS) und Unimog (280 PS) sowie ältere Bulldogs, wie ein Mc Cormic von 1960 oder ein Irus, Baujahr 1958. Außerdem konnte man weitere Oldtimer der Marken Hatz, Eicher und Lamborgini bewundern. Auch die Traktoren von Deutz, Holder, New Holland, IHC, John Deere, Same, Case und Steyr zogen die Blicke an. Das kurioseste Fahrzeug war ein Österreichischer Bergbauernschlepper Baujahr 1979, der von Helmut Weinberger aus Frauenau gefahren wurde.
Vorsitzender Sepp Rankl begrüßte die vielen Zuschauer, Fahrer sowie die Ehrengäste Kaplan Marco Stangl und Bürgermeister Gerd Lorenz. Er freute sich, dass nach zweijähriger Coronapause und trotz des Regenwetters die traditionelle Bulldogweihe durchgeführt werden konnte. Die Fahrzeugsegnung, so Rankl, habe ihren traditionellen Ursprung 1961. Er informierte, dass in dieser Zeit die Zugmaschinen in großem Umfang auf den Höfen Einzug hielten und die Pferde immer mehr verdrängt wurden. Damals entstand der Wunsch, für die neue Technik den Segen Gottes einzuholen, erinnerte sich der Vorsitzende und, dass die Segnung erstmals im Rahmen des Erntedankfestes durchgeführt wurde. Drei Jahre später stellte der Bauernverein aufgrund sinkender Teilnehmerzahlen die Veranstaltung wieder ein, so der Vorsitzende, und rief sie erst 2013 wieder ins Leben. Er dankte Günther Hannes, der im Rahmen des Gartenfestes der Waldvereins Sektion Lindberg-Falkenstein die Veranstaltung ermöglicht habe. Sein Dank richtete sich auch an Kaplan Marco Stangl, die Feuerwehrkommandanten Robert Leillinger von der FF Lindberg und Florian Graßl von der FF Lindbergmühle für die Verkehrslenkung sowie allen Helfern.
Bürgermeister Gerd Lorenz schickte ein herzliches „Grüß Gott“ an die Teilnehmer und Zuschauer der Veranstaltung. Der Rathauschef hob hervor, dass einerseits das traditionelle Gartenfest der Waldvereinssektion stattfände, ein wichtiger Baustein im Festreigen der Gemeinde Lindberg sei und andererseits eine Bulldog-Weihe des Bauernvereins Zwiesel und Umgebung erleben kann. „Ich muss gestehen, ich habe selten so viele verschiedene Exemplare auf einem Platz gesehen. Vom Oldtimer bis zur High-Tech-Maschine sind die Fahrzeuge auf Hochglanz geputzt und einige sogar festlich geschmückt. Das ergibt ein imposantes Bild“, freute sich Gerd Lorenz. Es sei für ihn aus gesellschaftlicher Sicht absolut lobenswert, wenn zwei Vereine zusammenhelfen, um eine derartige Veranstaltung auf die Füße zu stellen, so der Bürgermeister und wünschte gesellige und zünftige Stunden unter dem Falkenstein.
Vor der Fahrzeugsegnung erzählte Kaplan Marco Stangl, dass er von der Zwieseler Kirchenpflegerin Bulldog-Socken geschenkt bekam, die er natürlich heute trägt. Das brachte ihm großen Applaus von den Zuschauern ein. „Wie die Bulldogs, sind auch wir in der Zeit unterwegs, bei der es einmal bergauf und auch wieder bergab geht. Gott ist immer mit dabei und wir werden getragen von ihm“, sagte der Kaplan und wünschte den Teilnehmern der Bulldogweihe Gottes Segen und alles Gute.
Angeführt von Alois Däuschinger, der einen Bulldog IHC (International Harvester Company), Baujahr 1977 fuhr, folgten die Fahrzeuge und wurden von Kaplan Marco Stangl mit Weihwasser gesegnet wurden. Dann bewegte sich der Korso von Lindbergmühle, über Lehen, nach Lindberg und wieder zurück. Viele Zuschauer auf der Strecke winkten und freuten sich über die Bulldog-Rundfahrt. Nach dem Umzug fand eine Prämierung statt: Die am weitesten angereisten Fahrer waren Roman Pletl mit einem Fendt (200 PS) und Christoph Süß mit einem Valtra (135 PS). Sie kamen aus Rohrbach, das zwischen Regen und March liegt. Jakob Schreder aus Dreieck hatte die leistungsstärkste Maschine, einen Fendt mit 360 PS. Die beiden ältesten Bulldogs stammten aus Regenhütte und Lindbergmühle. Fabian Erlebach aus Regenhütte fuhr einen Allgaier Porsche, Baujahr 1955; Hermann Ganserer besitzt einen Irus, Baujahr 1957.
Ein Besuch des Gartenfestes war anschließend für die Bulldogfahrer- und fahrerinnen Ehrensache.
Den „Ariengsang im Vereinshüttl“ (hier im August 2013) haben wir nicht nur zum Erhalt der waldlerischen Ari im Programm, sondern auch im Gedenken an unseren unverwüstlichen Sänger, Musikanten und Freund Sepp Hackl (an der Zither)
Von vielen Menschen wird er als Arienkönig bezeichnet.
Lindberg / Gr. Arber
Die Ari, auch als Urtyp waldlerischen Singens bezeichnet, stand am Sonntag im Mittelpunkt des Geschehens beim „Ari`ntag auf dem Arber“. Gleich drei Veranstalter zeichnen für den hohen Stellenwert
dieser Veranstaltung: Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e. V. Volksmusikstelle für Niederbayern und Oberpfalz, der Volksmusikverein im Landkreis Regen und die Sektion Lindberg-Falkenstein
im Bayer. Wald-Verein. Das Ziel ist, der Ari viele aktive Anhänger zu mobilisieren und sie als gedeihliches Kulturgut an die kommenden Generationen weiterzugeben.
Eine große Schar von etwa 70 Sängern und Musikanten, die sich in der Eisensteiner Hütte versammelt haben, konnte Franz Schötz, Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, begrüßen. Sie kommen nicht, wie man landläufig annehmen könnte, nur aus dem Bayerischen Wald, sondern großenteils von weit her, aus ganz Niederbayern, der Oberpfalz und sogar weiten Teilen Oberbayerns. Sie gehören Musik- und Gesangsgruppen an, die meisten davon sind aber nur aus Freude am Singen auf den Arber gekommen.
Vor dem gemeinsamen Singen und Musizieren geht Schötz auf die Ari selbst ein, indem er die Geschichte bemüht und Definitionen dazu ab 1619 (Pretorius) liefert. Heute sehen wir die Ari als Gegenstück zur oberbayerisch-österreichischen Weis und zum älplerischen Jodler. Sie kann instrumental geblasen oder gestrichen, 2-, 3- oder 4-stimmig vorgetragen werden. Beim Gesang spielt der Text eine eher untergeordnete Rolle, sie ist ein mehrstimmiges Klangerlebnis, koa Liad und koa Tanz. Wenn jemand sagt: „Der hat koa Ari net“, dann meint dieser nichts anderes, als dass dieser kein Musikgehör hat oder einfach nicht singen kann.
Franz Schötz fügt mehrere Tondokumente von älteren Aufnahmen verschiedener ehemaliger Gesangs- und Musikgruppen in seinen Vortrag ein, um auf die Besonderheit so mancher Ari einzugehen. Die Lindberger Woid-Ariensänger sind zur Stelle und können stimmgewaltig aufzeigen, wie so manch vorgespielte Ari, vierstimmig gesungen, heute klingt. Und jetzt geht`s an Eingemachte.
Zehn Bläser, angeführt von Sepp Roider, packen jetzt ihre Instrumente ein und marschieren hinauf zur Zwieseler Hütte, wo sie heute ganz besondere Ari`n einüben werden, wie die „Wiesbauern Ari“, „Verlassn bin i“, die „Sattler-Ari“ und andere. Sie werden sich ob der anheimelnden Atmosphäre der Hütte und der angenehmen Betreuung durch das TV-Mitglied Johanna Unnasch heute pudelwohl fühlen. Sepp Roider: „Auch die Bläser haben es mir heute leicht gemacht; sie sind allesamt großartige Musiker!“
In der Eisensteiner Hütte wird gesungen. Als Vorlage dient eine Singblattsammlung, zusammengestellt von Ingrid Hupf, Roland Pongratz und Franz Schötz. Darin aufgeführt sind die Wiesbauern-Ari, die Bauern-, De oide Lindbergerin-, Lindberger Dorf-, Konzeller-, Plattenstoaner-, Stoariegl-, Stallwanger-, Waldhirta-Ari und S Vogerl am Kerschbaam, wovon einige mit recht lustigen Texten aufwarten. Können alle aufgeführten Ari`n heute gelernt und eingeübt werden? Kein Problem, denn hochkarätige Lehrerinnen, Simone Lautenschlager aus München und unsere unermüdlich in Sachen Volksmusik agierende Ingrid Hupf, die des Öfteren auch ein aufheiterndes Geschichtlein in ihr Publikum zu schicken weiß, tragen unangefochtene Kompetenz für diese Aufgabe. Auch Franz Schötz selbst bietet sich gerne an und studiert mit den Sängern so manche Ari ein. Alle drei haben eine fröhliche Ausstrahlung inne, die schon mit dem ersten Lied auf das Publikum überspringt. So werden wirklich alle „mitgebrachten“ Ari`n gelernt und teils 3- bis 4-stimmig gesungen und so manche gar trischneidig in der Tonhöhe gesteigert. Die Freude ob des wundervollen Gelingens steht allen ins Gesicht geschrieben.
Gestärkt durch das deftige Mittagessen auf der Eisensteiner Hütte geht`s nun hinauf zur Zwieseler Hütte. Immer wieder wird ein Halt eingelegt, um die grandiose Aussicht auf den Bayerwald zu genießen. Der Blick wandert hinunter ins Eisensteiner Tal, hinüber zum Falkenstein und den Rachel. Vorbei an der Arber-Kapelle ist das Ziel bald erreicht. Da thront sie nun, auf dem steilen Hang unterm Arbergipfel, die Bodenmaiser Mulde schier beherrschend, das markante Felsengebilde mit dem Richard-Wagner-Kopf westlich davon zum Greifen nahe, die Zwieseler Hütte. Gerade hier, in ihrem Umgriff, soll das große Finale über die Bühne gehen.
Es ist zwar wenig Platz geboten hier droben für die vielen Akteure, dennoch hat jeder schnell eine sichere Position gefunden. Und schon ist die Welt um den Arber erfüllt von den Klängen aus zehn Blasinstrumenten und den vielen Kehlen der Sänger. Voller Leidenschaft werden die gelernten Melodien hinaus posaunt in die bayerisch-böhmische Bergwelt. Wanderer, angelockt von den unvermuteten Klängen hier droben, stimmen mit ein und schwärmen von einem zufällig glücklichen Erlebnis.
Auch wenn die Begeisterung noch lange angehalten hätte, war der Zeitpunkt doch gekommen, um voneinander Abschied zu nehmen. Franz Schötz bedankt sich ganz herzlich für die Unterstützung durch die Wald-Vereins-Sektion Lindberg-Falkenstein, beim Volksmusikverein im Landkreis Regen, vertreten durch Hans Pongratz (Sohn Roland war verhindert), vor allem aber bei den herzerfrischend auftretenden Musiklehrern Simone Lautenschlager, Ingrid Hupf und Sepp Roider wie auch bei den Lindberger Woid-Ariensängern. Ein besonderes Dankeschön lässt er Thomas Liebl und der Hohenzoller`schen Bergbahngesellschaft zukommen, ohne deren großzügige Unterstützung diese Veranstaltung kaum möglich zu machen wäre. Danke für die unentgeltliche Überlassung der Hütte und die angenehme Betreuung den Verantwortlichen des TV Zwiesel. Wie aber sollte Franz Schötz selbst für die Vorbereitung und die vorbildliche, stets aufheiternde Durchführung des Ari`ntags am Arber gedankt werden? Natürlich mit einem lange anhaltenden, tosenden Applaus!
Der große Gewinner dieser schönen Veranstaltung auf dem König des Bayerischen Waldes, dem Arber, war allerdings einmal mehr unsere Ari. Dieser Tag, ihr zur Ehre und zum Ruhme, hat gezeigt, dass wir frohen Mutes in die Zukunft schauen dürfen. Die Ari lebt!
Text und Fotos von Günther Hannes