Emil Kintzl/Jan Fischer „Verschwundener Böhmerwald 3“, die erfolgreiche Buchserie im Ohetaler Verlag, hat nun schon eine dritte Ausgabe erreicht. Offenbar ist das, was verschwindet, besonders attraktiv, wenn es eben nicht mehr da ist. Einerseits sind es die Landschaften, die im Bayerischen Wald und Böhmerwald zwar immer noch „berauschend“ sind. Daher auch der tschechische Name „Šumava“ für den Böhmerwald, der nämlich vom Nachbarn der „Rauschende“ genannt wird. Die beiden Autoren haben sich zusammengetan, um Geschichten zu erzählen, aber auch filmisch festzuhalten, wie sich der Böhmerwald entwickelt hat. Beide Autoren sind durch den Wald gewandert, haben die Natur neu entdeckt, Menschen getroffen, befragt, Begegnungen gepflegt, Geschichte erforscht und fleißig auch historische Fotos gesammelt. So finden wir alte Fotos aus dem wildromantischen Widratal mit seinen ungetümen Felsbrocken im Flussbett. Im Buch lernen wir kennen: Wilderer-Familien, wir stapfen in Gedanken bei den Schneebildern durch Schneehöhen wie wir sie heute kaum noch kennen. Kirchengebäude, Dokumente originale Landkarten, Fotos von Dörfern und verschwundenen Gehöften, Wasseradern, Schokolade-Fabriken, das alles addiert sich zu einem vielfarbigen Bilder- und Textportrait einer von mir auch geliebten wilden, urromantischen, ursprünglichen, noch natürlichen Landschaft. Ach übrigens, früher war es ja so, dass dass Wildern für die Behörden ein „unlauterer Handel“ und eine Straftat waren, die von den Böhmerwäldlern allerdings als natürlicher und normaler Teil ihres Lebens angesehen wurde. Schließlich ging es ums Überleben in einer wilden und auch gefährlichen Region. Heute herrscht mehr Rechtsstaat. Im Buch wechseln Postkarten-Idyllen sich mit Schwarz-weiß- oder auch sehr farbigen Bildern ab. Man kann in diesem dritten Band blättern wie in einem Coffee Table Book, oder aber ihn einfach von vorne bis hinten durchschmökern, also geradezu verschlingen. Natürlich kommen auch die alten Glashütten vor, die nach und nach dem Wirtschafts-Fortschritt geopfert wurden. Auf Seite 117 beginnt eine Reportage mit einzigartigen Winterfotos, die vielleicht, wenn der Klimawandel anhält, so künftig nicht mehr zu sehen sein werden: schnee-und-eis-bedeckte Bergkuppen, Schneeberge in den Dörfern, Menschen mit den Skiern unterwegs, Häuser die gerade noch so etwas aus den weißen Massen herauslugen - eine Traumlandschaft in Weiß. Dass hier einmal eine Staatsgrenze als Eiserner Vorhang die Menschen trennte und auch Opfer forderte, wird von den beiden Autoren nicht vergessen. Gar nicht so lange her. Am Ende dieser Dokumentation vergessen die Autoren nicht, dass es sich hier um eine Region handelt, auf deutscher wie auf tschechischer Seite, in der die Menschen das Bier gerne mögen. Für den Weinanbau war es halt bisher zu kalt. Die Autoren berichten über die Böhmerwald-Brauereien und erwähnen den babylonischen König Samurai, der im ältesten erhaltenen Gesetzbuch der Welt festhält, wer Wasser in Bier mischt, soll in einem Fass ertränkt werden oder man soll Bier mit einem Trichter hinein schütten bis er stirbt. Oh Gott, was für eine grausame Todesstrafe, ob sie je vollzogen wurde, und was haben wir heute für eine Menge an Mixgetränken.
Emil Kintzl/Jan Fischer Verschwundener Böhmerwald 3 Ohetaler Verlag
Gerade entdecken wir die Vergangenheit mal wieder gerne neu. Es geht ja doch so viel unwiderruflich verloren, nicht nur Gegenstände, Altmodisches, Traditionen, nein auch Landschaften, Geschichten,
Augenzeugen, die aus ihrem Leben in der Vergangenheit berichten könnten. Verloren, vergessen, vorüber. Die Moderne hat das Sagen in der schnelllebigen Zeit.
In einer dreiteiligen Buchserie hat der Böhmerwald-Kenner Emil Kintzl, geboren in Prag, aufgewachsen an der tschechischen Grenze, ein einzigartiges Buch-Dokument vorgelegt, in dem er in Texten und
farbigen aber auch schwarz-weiß Bildern den Böhmerwald früher Jahre dokumentiert.
Er war lange Jahre gerne Lehrer, wurde jedoch in den Zeiten des Kalten Krieges von den Kommunisten aus dem Schulwesen geworfen und musste dann ab 1990 als Heizer arbeiten.
Als Wanderer, Sportler und aktiver Skifahrer widmete er sich unermüdlich der Geschichte seines geliebten Böhmerwaldes. Jan Fischer half ihm die Bücher zu illustrieren.
Ob die Polizei Schmuggler aus Fürstenhut mit vorgehaltener Pistole stellt oder die sogenannten Finanzer die Grenze überwachen, ob „ertrunkene Seen“ bei Stubenbach porträtiert oder das Soldaten-Dasein
in zwei gegnerischen Heeren beschrieben, wir lesen und betrachten die Vergangenheit so lebensnah als wäre sie uns gerade erst gestern erschienen.
Dabei liegen die Szenen aus dem Böhmerwald schon einige Jahrzehnte zurück und es sind ja auch schon wieder 35 Jahre vergangen, als der Stacheldraht beseitigt worden ist.
Die verschwundenen Orte des Böhmerwaldes werden mit QR-Codes und den genauen GPS-Daten angegeben. Kartenmaterial erleichtert zusätzlich dem Wanderer den Zugang zu diesen „verschwundenen Orten„.
Herbstliche Panoramalandschaften, Menschen bei der Ausübung ihres Handwerks, verlassene Gasthäuser, Sägewerke, einstürzende Bauten, naturnahe Bäche, die weiten Hochebenen des Böhmerwaldes im Herbst,
brutale Geschehnisse wie etwa die Morde in Philippshütten, all das dokumentiert der Lehrer penibel, aufmerksam, faktengesättigt, und so darf natürlich auch der Absturz einer dreimotorigen Maschine
der französischen Fluggesellschaft Air France bei Unterreichenstein nicht fehlen.
Auch die zunehmende Popularität des Skifahrens auf alten Telemark-Brettern wird festgehalten oder der komplizierte und technisch versierte Tunnelbau durch den Spitzberg. So ist mit diesem ersten Band der schon vor längerer Zeit erschienen ist, ein einzigartiges geschichtliches farbiges Dokument erschienen, das auch von den beiden Autoren in einer Internet-Video-Serie „Verschwundener Böhmerwald“ festgehalten ist. In nächster Zeit werden wir Band 2 und 3 besprechen, die Reihe ist im Morsak Verlag zu bekommen.
Emil Kintzl/ Jan Fischer Verschwundener Böhmerwald KNIHA ZLIN /Morsak Verlag
Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als wir uns vorstellen wollen.
Unerklärliches. Übersinnliches. Überliefertes. Weihraz-Geschichten. Berichte von einer anderen Welt zwischen Leben und Tod. Türklinken knarzen. Fenster öffnen sich. Ein kalter Windhauch schleicht ins Zimmer. Die Uhr bleibt stehen. Ein Vorhang bewegt sich. Jemand stöhnt. Geschichten aus der Zwischenwelt werden von Generation zu Generation weitererzählt. Karl-Heinz Reimeier sammelt sie und schreibt sie auf. Er hat das Vertrauen der Menschen, die diese Geschichten kennen. Nach jeder Lesung aus Band 1 erfährt er neue Weihraz-G’schichten. Deshalb jetzt Band 2. Sie sind aus der Zeit gefallen, aber topaktuell. Moderne Physik erklärt unvorstellbare Phänomene. Der kalte Schauer bleibt. Verlag: edition Lichtland, gebunden, 383 Seiten
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Emerenz Meier GESAMMELTE WERKE (Hg) Hans Göttler Jubiläumsausgabe zu ihrem 150.Geburtstag
Band I Erzählungen Erzählfragmente
Band II Erzählfragmente Gedichte Morsak Verlag
Einer echten bayerischen Rauferei, zwischen Kampfhähnen im Wirtshaus ausgetragen, ging die feinsinnige Dichterin aus dem Bayerischen Wald, Emerenz Meier, nicht aus dem Wege. Sie bot den Raufbrüdern
Steinkrüge an, damit sich die Kontrahenten ordentlich auf den bayerischen Schädel schlagen konnten. In ihrem literarischen Wirken ging sie allerdings behutsamer und feinsinniger vor, wenngleich ihr
Biograph Hans Göttler ihr bescheinigt, durchaus „fürchterlich radikal gesinnt“ (ihre eigenen Worte) gewesen zu sein.
Die weitgehend unterschätzte niederbayerische Dichterin, die in die Vereinigten Staaten emigrierte, war nicht nur eine Heimatdichterin, sondern sie schrieb auch mit ihrem Schaffen eine Art Sozialgeschichte des Bayerischen Waldes. Emerenz Meier wurde als Tochter eines Land- und Gastwirts in Schiefweg bei Waldkirchen geboren. Es waren wirtschaftliche Gründen, die sie bewogen 1906 in die USA auszuwandern. 1928 stirbt sie in Chicago, ohne nach Niederbayern zurückgekommen zu sein.
Hans Göttler sprach ihr in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu, sie habe die größten Themen der Literatur überhaupt behandelt, nämlich Liebe, Hass und Leidenschaft. Außerdem spielten bei
ihr Natur und Umwelt und auch der Mensch in seinen ganzen Widersprüchen eine zentrale Rolle. Zwar hatte das literarische Talent nur eine Volksschule absolviert, aber sie bildete sich selbst durch
Lesen weiter. Homers Odyssee oder Dantes Göttliche Komödie war sie jederzeit fähig zu zitieren.
Im Morsak Verlag hat Hans Göttler in zwei Bänden einer Jubiläumsausgabe Erzählungen, Erzählfragmente und Gedichte der Literatin veröffentlicht.
Zu ihren Lebzeiten fehlte die öffentliche Resonanz. Glücklich war sie wohl nicht allzu oft, in ihrer Person lag eine gewisse Zerrissenheit, und so ist auch ihr Werk teilweise fragmentarisch
geblieben.
Als Lyrikerin schrieb sie Dialekt-, Natur-, Liebes- und Gedanken-Lyrik und auch Gedichte über ihre erste Heimat, den Bayerischen Wald.
Auch eine große Zahl politischer und allgemein zeit- und gesellschaftskritischer Gedichte zählen zu ihrem Werk. Auch ihre Briefe sind wichtige Zeitdokumente. In ihrer neuen Heimat heiratete sie zwar,
aber als Schriftstellerin wurde sie dort ebenso nicht ernst genommen. In Deutschland war Hans Carossa mit ihr bekannt, der sie als „sanfte Rebellin“ einschätzte, ihr Biograph Göttler bezeichnet ihr
Werk als „authentisch, vielseitig jedoch irgendwie unvollendet“.
Hans Göttler, geboren am 3. Mai 1953 in Simbach am Inn und dort aufgewachsen als Weißbräu- und Gastwirtssohn; Abitur am Tassilogymnasium Simbach am Inn 1972; Studium für das Lehramt an Gymnasien (Deutsch, Sozialkunde, Geschichte) in München; Promotion 1979 über Jeremias Gotthelf; Schuldienst 1978-1983 in Pfarrkirchen, Simbach, Weilheim/Obb. und Pocking; 1983 Versetzung an die Universität Passau; seit 1998 Akademischer Direktor im Fachbereich Germanistik (Didaktik der deutschen Sprache und Literatur); seit 1981 verheiratet; drei Kinder. Göttler wurde 2005 in die bairische Literaturvereinigung der „Münchner Turmschreiber“ berufen und ist seit 2006 Mitglied im Beirat der Zeitschrift „Literatur in Bayern“. Neben seinem Hauptarbeitsgebiet in der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur beschäftigt er sich vorwiegend mit der bairischen Literatur und hat darin zahlreiche selbstständige Publikationen herausgebracht.
Bis auf den letzten Platz war das Gasthaus Weber in Buchenau gefüllt. Der Grund: Eberhard Kreuzer stellte sein neues Buch "Das Buchenauer Schachtenhaus" vor, bei dem der Bayerische Wald-Verein als Herausgeber auftritt. Dieser hatte eingeladen und zusammen mit dem Nationalpark Bayerischer Wald ein eindrucksvolles Rahmenprogramm auf die Beine gestellt.
Der Präsident des Bayerischen Wald-Vereins, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, hieß alle Anwesenden im Gasthaus Weber herzlich willkommen. Besonders begrüßte er den Wald-Vereinsvorsitzenden
Georg Pletl, den Leiter der Nationalparkverwaltung Dr. Franz Leibl sowie Adolf Treml, auf dessen Zeitzeugenberichte das neue Buch gründet.
Anschließend stellte Brunner den Autor und die Gestalter von "Das Buchenauer Schachtenhaus" vor: Eberhard Kreuzer, der die Geschichten von Adolf Treml aufarbeitete und auf Papier brachte, den
Fotografen Fritz Saller, der eindrucksvolle und detailreiche Bilder beisteuerte und die Malerin Annemarie Pletl, die das Layout des Einbandes künstlerisch gestaltete.
"Heimatpflege, Heimatkunde, Wald- und Naturschutz sind zentrale Themen des Bayerischen Wald-Vereins. Es gehört zu unseren Aufgaben, die Geschichte lebendig zu halten, um sie an kommende Generationen
weiterzugeben. Eberhard Kreuzer hat es verstanden nicht nur wissenschaftlich korrekt, sondern auch nachvollziehbar und spannend darzustellen, wie das Leben damals auf dem Schachten war. Fast so, als
ob das Haus sprechen könnte", honorierte Brunner den Autor.
Quelle: Bayerwaldbote